Wer sind Ihre Vorbilder? Wer hat Sie in Ihrem Leben und in Ihrem Glauben geprägt?
Wenn ich über Vorbilder nachdenke, dann fallen mir schnell viele Personen ein: Eltern, Ehepartner, Kinder, Verwandte, Pastoren, Lehrer, Freunde …
Da stellt sich doch die Frage, warum wir uns gerade an diesen Menschen orientieren. Denn es gibt auch ande-re, die wir eher gerne als unwissend, komisch oder fremd abstempeln und auf die wir eher nicht so schnell hören. Was zeichnet dagegen unsere Vorbilder aus? Warum sind wir eher bereit auf Sie zu hören als auf andere? Ist es allein, weil ihr Charakter, Glauben, ihre Weisheit, Klugheit und Erfahrung so vorbildlich ist? Sie uns so gut kennen? Oder lassen wir uns nicht auch von subjektiven Kriterien leiten? Spielt nicht oft eine große Rolle, dass sie geschätzt und angesehen, vielleicht unsere Freunde sind?
Eine Geschichte, die ganz anders ist und alles auf den Kopf stellt, wird uns dagegen in 2. Könige 5 erzählt. Sie spielt in einer Zeit, in der Israel und Syrien ständig gegeneinander Krieg führten und in der ausgerechnet ein Syrer, ein Feind Israels, der große Held ist: In ihr wird Naaman als einflusseicher und angesehener syrischer Feldherr beschrieben, der aber an einer schweren Hautkrautkrankheit leidet. Er, seine Frau und sogar sein syrischer König vertrauen dabei dem Zeugnis einer gefangenen, unbedeutenden israelitischen Sklavin. Naaman riskiert die lange Reise ins Feindesland und hofft auf die Macht Elisas.
Zuerst trifft er den israelitischen König, der im Gegensatz zu ihm nicht auf Gott und seinen Propheten setzt. Schließlich findet Naaman zu Elisa, wird geheilt und erkennt, „dass es keinen Gott auf der ganzen Welt gibt außer in Israel“ (V.15).
Während eine kleine, unwichtige Sklavin und Naaman, der so wenig über Gott weiß, zu Vorbilder im Glauben werden, versagt dagegen Elisas eigener Prophetenjünger Gehasi. Er betrügt den dankbaren Naaman und bereichert sich selbst. Während das Mädchen und Naaman an Gehasis Gott glauben, vertraut Gehasi auf Naamans Reichtum.
Die, von denen es keiner erwartet hätte, sind das große Vorbild und der, der als Diener Gottes auftritt, versagt. Wirft das nicht auch einige spannende Fragen für unser Leben auf? Wer sind meine Vorbilder? Auf wen höre ich? Wo kann mir der scheinbar Kleine, Fremde oder Unwissende ein Vorbild sein?
Christian Hilbrands