Gesunde Menschen haben einen regelmäßigen Appetit. Sie freuen sich über schmackhafte, nahrhafte Kost. Ein Sprichwort sagt: „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.“ Also nicht nur den Leib, sondern auch die Seele! Nahrungsaufnahme ist demnach mehr als die Befriedigung eines leiblichen Hungergefühls. Vielmehr sorgen wir damit auch für unser seelisches Gleichgewicht. Essen und Trinken soll Freude machen, auch wenn es nicht jeden Tag einen Sonntagsbraten und guten Wein gibt.
Es hat einen tiefen Sinn, dass Jesus seinen Jüngern ein besonderes Mahl geschenkt hat. Vor seinem Sterben hat er es mit ihnen gefeiert und dabei Brot und Wein gedeutet: »Das ist mein Leib, der für euch geopfert wird. Tut das immer wieder, damit unter euch gegenwärtig ist, was ich für euch getan habe!« Und: »Dieser Becher ist Gottes neuer Bund, der in Kraft gesetzt wird durch mein Blut, das für euch vergossen wird.« (Lukas 22, 19+20; GNB) Wenn wir nach dieser Anweisung handeln, erfahren wir, dass unser HERR mit seinem ganzen Heil gegenwärtig ist. Im Hören auf sein Wort, im gemeinsamen Essen des Brotes und im Trinken aus dem Kelch wird unsere Glaubensverbundenheit mit Jesus Christus gestärkt.
Der Auferstandene vergewissert uns: „Weil ich am Kreuz für deine Sünden gestorben bin, können sie dich nicht länger beherrschen, du gehörst für Zeit und Ewigkeit zu mir.“
Im Hören auf sein Wort und im Genießen seines Mahls erleben wir: Der auferstandene HERR stiftet Gemeinschaft mit sich selbst, aber auch mit unsern − manchmal unbequemen − Schwestern und Brüdern im Glauben. Das Abendmahl ist keine Privatangelegenheit, sondern immer Gemeinschaftssache. Es ist das Zentrum der christlichen Gemeinde. Hier werden wir immer neu − mit unsern Lasten − von Jesus selbst erwartet, damit wir Entlastung erfahren und fröhlich in die neue Woche gehen können.
Es mag sein, dass mir im Hören auf das Evangelium von der Versöhnung bewusst wird, dass ich gegenüber einem Mitmenschen unversöhnliche Gedanken in mir trage. Dann kann es nötig sein, das Gespräch mit dieser Person zu suchen und im Namen Jesu Christi um Vergebung zu bitten. Die sollen wir uns gegenseitig gewähren, denn wir alle sind von der Gnade Gottes abhängig (vgl. Matthäus 18, 21-35). Gehen wir so miteinander um, dann feiern wir das nächste Abendmahl umso fröhlicher als Menschen, die nicht auf ihre eigenen Fähigkeiten oder ihre Frömmigkeit, sondern allein auf Gott vertrauen.
„Soll ich zum Abendmahl gehen?“ Das ist für Christen eine Frage, die nur in Ausnahmefällen angebracht ist, wie ich sie gerade angedeutet habe. In der Regel muss die Frage lauten: Warum sollte ich als Christ etwa nicht hingehen? Ich werde doch − gerade auch als unvollkommener und vielleicht so gar kranker Mensch − nicht ohne Not auf ein Geschenk verzichten, das viel mehr noch als das alltägliche Essen und Trinken Leib und Seele zusammenhält! Wobei „Leib und Seele“ nicht nur mich als Individuum meint, sondern zugleich auch den irdischen Leib der noch unvollkommenen Christusgemeinde, weltweit und immer auch an einem ganz bestimmten Ort. „Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft.“ (1. Korinther 12, 13)
P. Dr. Johannes Demandt, Mai 2011