Osterhoffnung

Vierzig Tage lang soll die traditionelle Fastenzeit von Aschermittwoch bis Gründonnerstag zur Vorbereitung auf die Osterzeit dienen. Der freiwillige Verzicht auf angenehme Dinge soll helfen, sich mit dem Leiden Jesu zu identifizieren und sein eigenes Leben zu überdenken. War diese Fastenzeit lange auf die katholische Kirche beschränkt, so wird sie auch unter evangelischen Christen immer populärer. Diese Zeit des Verzichts und auch die sehr nachdenklichen Impulse der Karwoche geben aber dem Osterfest eine stark melancholische Note. Der Ostersonntag selber klingt mit seiner freudigen Botschaft demgegenüber oft nur sehr schwach nach. Vielleicht sollte man an den vierzig Tagen nach Ostern besonders darauf achten, das neue Leben zu feiern, das Jesus mit seiner Auferstehung ermöglicht hat.

Martin Luther greift an einer Stelle einmal die Worte des auferstandenen Jesus an die weinende Maria Magdalena auf: „Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“ Für Luther steckt mal wieder das ganze Evangelium in diesen Worten, da sie ausdrücken, dass Jesus unser Bruder ist und wir zu überreich beschenkten Erben werden:„Ist nun Christus unser Bruder, so wollt ich gerne wissen, was uns gebrechen sollt? denn gleicherweis wie es zugehet mit leiblichen Brüdern, also gehets hier auch zu. Leibliche Brüder sitzen in gemeinen Gütern, haben zugleich einen Vater, ein Erbe, sonst wären sie nicht Brüder; also sitzen wir auch mit Christo in gemeinen Gütern und haben zugleich einen Vater und ein Erbe, welchs Erbe durch die Teilung nicht geringer wird, wie andere Erbe, sondern immerzu größer und größer; denn es ist ein geistlich Erbe.

Was ist nun Christus Erbe? Sein ist das Leben und der Tod, Sünde und Gnade und alles, was im Himmel und Erden ist, ewige Wahrheit, Stärke, Weisheit, Gerechtigkeit; er regieret und herrschet über alles. … Wenn ich nun an ihn glaube, so werde ich samt ihm teilhaftig aller Güter und erlange nicht ein Teil oder Stück allein; sondern wie er, alles, nämlich ewige Gerechtigkeit, ewige Weisheit, ewige Stärke, und werde Herr und regiere über alles.“ (EA 11,195ff.)

Die österliche Hoffnung, die Luther hier formuliert, ist wahrlich kühn und groß gedacht! Wenn ich solche Worte bei Luther oder im Neuen Testament lese, merke ich, dass ich die Auferstehungshoffnung noch an vielen Tagen nachbuchstabieren und feiern kann!
in diesem Sinne wünsche ich Ihnen jetzt schon eine gesegnete nachösterliche Zeit!
Ihr P. Dr. Christian Kupfer